Uhrwerktechnische Voraussetzung fĂŒr die ErfĂŒllung der Chronometernorm.
Als Chronometer werden Uhren bzw. Werke bezeichnet, deren besonders prĂ€zises Gangverhalten durch ein amtliches Zeugnis bestĂ€tigt wird. Chronometerwerke mĂŒssen mit einer Seriennummer versehen sein, damit eine eindeutige Zuordnung von Zeugnis und Werk möglich ist. Die ChronometerprĂŒfungen werden zurzeit fast ausschlieĂlich von der C.O.S.C. (ContrĂŽle Officiel Suisse des ChronomĂštres, ein unabhĂ€ngiger und gemeinnĂŒtziger Verein in der Schweiz) durchgefĂŒhrt und dokumentiert. In jĂŒngster Zeit bietet auch das Landesamt fĂŒr MeĂ- und Eichwesen ThĂŒringen in GlashĂŒtte als Akkreditierstelle des Deutschen Kalibrierdienstes in Deutschland ChronometerprĂŒfungen an.
Die ChronometerqualitĂ€t eines mechanischen Uhrwerks wird zum Teil durch besondere VerarbeitungsqualitĂ€ten bestimmter Uhrwerkkomponenten, zum Teil durch aufwendige Regulation der Uhr hergestellt. FĂŒr Sinn-Uhren verwenden wir die jeweils höchste AusfĂŒhrungssqualitĂ€t der Schweizer Werkehersteller. Solche Werke können prinzipiell als Chronometer einreguliert werden. Auf Wunsch werden unsere Uhren feinreguliert, d.h. in ChronometerqualitĂ€t aber ohne Zeugnis ausgeliefert.
Die Anforderungen an ein mechanisches Chronometerwerk beziehen sich auf mehrere Aspekte seines Gangverhaltens: auf die LageabhĂ€ngigkeit des Gangs, auf die StabilitĂ€t des Gangs in jeder einzelnen Lage und auf die TemperaturabhĂ€ngigkeit des Gangs. FĂŒr mechanische Werke liegt hierfĂŒr eine internationale Norm (ISO 3159) vor, die mit nationalen Normensystemen deckungsgleich ist (DIN 8319, Teil 1 und NIHS 95-11).
Da der Gang einer mechanischen Uhr im Allgemeinen von der rĂ€umlichen Orientierung im Schwerefeld der Erde abhĂ€ngt, unterscheidet man zunĂ€chst fĂŒnf PrĂŒflagen, in denen der Gang jeweils beobachtet wird (wie zum Beispiel âZifferblatt obenâ und âZifferblatt untenâ). Der Mittelwert aus den Gangwerten, die in den fĂŒnf PrĂŒflagen gemessen werden, darf bei Zimmertemperatur (23°C) in einem Bereich zwischen â4 und +6 Sekunden pro Tag (24 Stunden) liegen.
Diese Norm ist fĂŒr sich genommen noch wenig anspruchsvoll und vermutlich mit jedem modernen GroĂserienkaliber erfĂŒllbar. Ein Chronometerwerk muss jedoch darĂŒber hinaus diesen Mittelwert erreichen, ohne zwischen den einzelnen Lagen gröĂere Gangunterschiede aufzuweisen. Der gröĂte Gangunterschied zwischen hĂ€ngender und liegender Lage (genauer: zwischen âKrone linksâ und âZifferblatt obenâ) darf nicht mehr als â6 bis +8 Sekunden pro Tag betragen. FĂŒr die ĂŒbrigen Lagen gilt: Jeder einzelne Lagenwert darf sich vom Mittelwert aus allen fĂŒnf Lagen nicht mehr als 10 Sekunden pro Tag unterscheiden.
Weitere Forderungen werden an die StabilitĂ€t des Gangs in jeder einzelnen PrĂŒflage gestellt. In ein und derselben Lage darf die Uhr (bei konstanter Temperatur von 23 °C) nicht mehr als 5 Sekunden pro Tag abweichen. Der Mittelwert der Abweichungen, die in den einzelnen PrĂŒflagen beobachtet werden können, muss darĂŒber hinaus kleiner sein als 2 Sekunden pro Tag.
Wichtige Forderungen richten sich auch auf die TemperaturabhĂ€ngigkeit des Gangs. Man testet den Gang der Uhr in einem Bereich von 8 °C bis 38 °C. Die Abweichung pro Grad Celsius und Tag darf nicht mehr als +/â 0,6 Sekunden betragen. SchlieĂlich wird ĂŒberprĂŒft, wie die Uhr nach der TemperaturĂ€nderung ihren Gang bei 23 °C wieder aufnimmt. In einer ausgewĂ€hlten PrĂŒflage darf sich dieser Gang vom vor der Temperaturfahrt gemessenen mittleren Gang in dieser Lage nicht mehr als +/â 5 Sekunden pro Tag unterscheiden.
Bei Chronographenwerken wird zusĂ€tzlich der Gangunterschied bei mitlaufender und ausgeschalteter Stoppfunktion ĂŒberprĂŒft.
Alle Gangmessungen werden ohne Zeitwaage durchgefĂŒhrt, d. h. es wird nach jeweils 24 Stunden auf einem PrĂŒfzifferblatt die Uhrzeit direkt abgelesen. Die gesamte ChronometerprĂŒfung nimmt 15 Tage in Anspruch.
FĂŒr Quarz-Chronometer liegt eine internationale Norm (ISO) bisher nicht vor. Die Anforderungen des Schweizer und des deutschen Normensystems (siehe etwa DIN-Norm 8319, Teil 2 von 1978) sind mittlerweile durch die technischen Möglichkeiten der Serienproduktion ĂŒberholt. Die Schweizer PrĂŒfstelle C.O.S.C. hat aus diesem Grund im Jahre 2001 fĂŒr die eigene PrĂŒfpraxis neue Kriterien formuliert, die verschĂ€rfte Anforderungen an ein Quarz-Chronometerwerk stellen. Im Jahr 2013 wurden diese PrĂŒfvorschriften nochmals ĂŒberarbeitet. Die PrĂŒfkriterien sind so ausgelegt, dass Quarzwerke ohne eine spezielle Temperaturkompensation die PrĂŒfung nicht bestehen können.
Bei Sinn verwenden wir in unseren Modellen UX und 434 thermokompensierte ETA-Werke mit einer Quarzfrequenz von etwas ĂŒber 32 kHz. Quarzwerke, die eine noch höhere Ganggenauigkeit besitzen, sind zwar in Form von Mega-Hertz-Schwingern technisch möglich, wurden aber wegen des hohen Stromverbrauchs und der hohen Herstellungskosten nur vorĂŒbergehend und in geringen StĂŒckzahlen hergestellt.
Die von uns verwendeten ETA-Quarzwerke sind auf Grund ihrer Temperaturkompensation etwa zwanzigmal genauer als ein auf Raumtemperatur reguliertes, konventionelles Quarzwerk und stellen die zurzeit genauesten autonom laufenden Armbanduhrwerke dar.